Georgische Trinkgefäße

05 Dec 2011

Von Sharen Custer, 62days Expertin

Georgische Trinkgefäße sind Ausdruck englischer Techniken und künstlerischer Errungenschaften des 18ten Jahrhunderts. Ihre besondere Schwere und Dicke und dieser besondere Schimmer des Glases macht den einzigartigen Charakter dieser Gefäße aus.

Sammler schätzen vor allem die große Vielfalt an Formen und Dekoren. Trotz der generellen Zerbrechlichkeit von Glaswaren haben eine Vielzahl an georgischen Trinkgläsern überlebt und werden heute gerne gesammelt. Obwohl manche sehr selten und daher sehr teuer sind, gibt es viele interessante und hübsche Exemplare, die noch heute zu vernünfigen Preisen zu haben sind.

 

Die Geschichte Georgischer Glaswaren

Bis Ende des 17ten Jahrhunderts waren Gläser und Glaswaren teuer und exklusive Luxusartikel. In erlesenen und reichen Kreisen wurden Weine, Biere, Spirituosen und Liköre aus zerbrechlichen und feingeblasenen Gläsern getrunken, die entweder aus Venedig importiert wurden oder sonstwo in Europa von italienischen Handwerkern gefertigt wurden. Diese frühen Trinkgläser wurden aus Kalk-Soda-Glas hergestellt. Dies war eine Mixtur aus Natron und Silikat und die Glaswaren hatten dadurch eine leicht schmutzige Einfärbung. Italien hatte effektiv das Monopol auf diese Manufaktur.

Aber ab dem Ende des 17ten Jahrhunderts begann England Italien Konkurrenz zu machen als ein wichtiges Zentrum der Glasherstellung. 1674 ließ sich George Ravenscroft, ein englischer Glashersteller, eine neue Art von Glas patentieren. Es wurde bekannt als Bleiglas und beinhaltete sowohl Blei als auch Silikat. Im Vergleich zu normalem Soda-Glas war es außergewöhnlich klar. Es war auch weniger brüchig, was es ermöglichte Dekorationen ohne Schaden einzugravieren. Die Glasherstellungsindustrie entwickelte sich schnell und um 18oo existierten bereits Dutzende von Glasfabriken.

Wie alle Glaswaren vor 1825 waren frühe Trinkgläser mundgeblasen. Sie bestanden aus drei Teilen – der Schale, dem Stiel und dem Fuß. Zuerst wurde die Schale am Stiel befestigt, und dann wurde der Fuß ergänzt. Diese für das frühe 18te Jahrhundert typische Form des Trinkglases wurden Baluster genannt und hatten eine konische oder trichterförmige Schale, einen kurzen, balusterförmigen Stiel mit einem ausgeprägten Knoten und einen flachen, gewölbten oder konischen Fuß. Mit Fortschreiten des 18ten Jahrhunderts entwickelten sich die Baluster weiter, zu feineren Formen mit langen, feinen Stielen und kleineren Knoten. Die Schalen kamen in größerer Formvielfalt und Gravierung, Vergoldung und Emaille wurden zur Dekoration verwendet.

Die alte Technik Luftblasen in den Stiel zu integrieren, entwickelte sich in komplexe Luftspiralen und Muster im Stiel. Dies wurde erzielt indem Luft im flüssigen Glas des Stieles gefangen wurde und gedreht wurde, was zu filigranen geschwungenen Mustern führte. Später wurden ähnliche Effekte mit Strängen aus undurchsichtig weißem oder farbigen Glas erzielt. Ein so dekorierter Stiel wurde opakgedreht oder farbgedreht genannt.

Alkoholische Getränke der georgischen Zeit waren starke Biere, Apfelwein, Wein, Liköre und Ratafia (ein stark gewürzter Likör) und die meisten dieser Getränke verlangten den Einsatz eines speziellen Glases. Starkes und gehaltvolles Bier wurde in moderaten Mengen aus einem Glas getrunken, mit einer schmalen und langgezogenen Schale. Oft wurden diese Schalen mit Motiven wie Hopfen und Malz graviert. Im späten 18ten Jahrhundert dekorierten Hopfen und Malz auch Becher, große Kelche, bekannt als Römer, und andere Biergläser. Gläser mit schlanken, langgezogenen Schalen waren gleichfalls für Apfelwein und Champagner geeignet.

Weingläser kamen ebenfalls in vielen Formen. Die Schalen waren meist trompeten-, glocken- oder trichterförmig. Eine Vielzahl von Motiven, neben der zu erwarteten fruchttragenden Weinrebe, dekorierte die Schalen der Weingläser. Likörgläser sind zu erkennen an ihren schmalen trichterförmigen oder eiförmigen Schalen und langen dicken Stielen. Ratafia Gläser, auch bekannt als Likörflöten, hatten eine eine schlanke, flötenförmige Schale auf einem kurzen, dicken Stiel. Nicht nur waren die Schalen der Likör- und Ratafiagläser wunderschön graviert, oftmals standen sie auch auch luftgedrehten oder farbgedrehten Stielen.

Toastgläser (Gläser zum Anstossen) waren wie Likörgläser, aber die dicken Wände der Schale verringerten absichtlich das Fassungsvermögen des Glases. Dies ermöglichte dem Tafelmajor nüchtern zu bleiben wenn er bei gesellschaftlichen Anlässen amtierte. Im Gegensatz hierzu waren die Toastgläser der anwesenden Gäste oft hauchdünn. In der Regel hatten diese die Form von undekorierten Flöten. Nach dem Trinkspruch verlangte die Tradition, daß das Glas zwischen den Fingern zerbrochen wird. Diese Praktik, die einiges an Glas verschwendete, wurde um 1750 abgeschafft.

Feuergläser (Firing Glasses) mussten robust und solide sein, sollten sie doch der rauhen Behandlung standhalten, der sie ausgesetzt waren, wenn frohe Abende feuchtfröhlich wurden. Um Ruhe für einen Trinkspruch oder ein Lied zu signalisieren, hämmerten die Trinkenden ihr Glas laut auf den Tisch. Und das Geräusch, das hierbei erzeugt wurde, klang wie Gewehrfeuer, daher Feuergläser.

Das größte und schlichteste der georgischen Trinkgläser sind die Römer. In ihrer typischen Form haben sie grosse, kübelförmige Schalen und einen kurzen kugeligen Stiel. Viele wurden in Tavernen benutzt um Bier, Apfelwein und auch Glühwein auszuschenken. Kleinere Römer wurden für Spirituosen wie Gin und Rum genutzt.

Die am häufigsten verwendete Dekorationstechnik für georgische Gläser war das Gravieren. Emaillieren und Vergolden waren seltener zu finden. Es gab drei Arten der Gravierung: Kratzgravierung, Radgravierung und Punktierstich. Kratzgravierung war ein direkter Prozess, ausgeführt mit einer Eisen- oder Diamantspitze. Symbole und Sprüche wurden in der Regel durch Kratzen aufgebracht. Radgravierung war eine Spezialität der Holländer. Das Glas wurde hierbei an ein Schleifrad gehalten. Diese Methode wurde vielfach genutzt für Dekorationen wie Hopfen und Malz, Weinreben, Blumenbordüren und Wappen. Punktierstich war ebenfalls eine holländische Spezialität. Ausgearbeitet durch Anhäufungen von Punkten, wirkte ein durch Punktierstich graviertes Bild wie auf das Glas gehaucht. Der Effekt wirkte leicht geisterhaft und die Dekoration war weitestgehend unsichtbar, bis das Glas gegen das Licht gehalten wurde.

 

Wie man Georgische Glaswaren erkennt

Ein wirklich antikes Glas wird leichte Unregelmässigkeiten und Assymetrien aufweisen als Resultat des Mundblasens. Es wird auch Kratzer und andere Gebrauchsspuren, besonders auf dem Boden, haben, allerdings ist dies nicht allzu schwer zu fälschen.

Beschädigte georgische Trinkgläser haben wenig Wert auf dem Markt. Allerdings können kleine Abplatzungen am Rand oder Fuß einfach abgeschliffen werden. Abgeschliffene Gläser weisen schärfere Kanten auf. Da Trinkgläser so gut wie nie markiert wurden, ist es unmöglich, einen bestimmten Hersteller auszumachen.

Datierung erfolgt anhand der Form des Glases, seiner Dekoration und der Qualität des Glases.

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Sharen