Kerzenständer und Kerzen-Paraphernalia sammeln

01 Aug 2011

Von Sharen Custer, 62days-Expertin

Viele der Kerzenleuchter, die vor dem 18. Jahrhundert hergestellt wurden, wurden aus einem Stück solidem Messing gegossen. Sehr hochwertige Stücke wurden in Silber und Gold ausgeführt, doch nur wenige Exemplare sind erhalten geblieben. Die ersten Kerzenständer waren deutlich schwerer als ihre späteren Nachfolger.

Verbesserungen im Metallgießen gegen Ende des 17. Jahrhunderts und im gesamten 18. Jahrhundert, haben es möglich gemacht, Kerzenständer mit hohlen Stielen zu gießen. Dadurch wurde Material gespart und die Kerzenständer wurden leichter. Um ein aufwendiges Design zu kreieren, wurden die Kerzenständer oft in mehreren Teilen gegossen und später zusammen geschraubt.

Mit dem Fortschreiten der Verfahrenstechnologie im 19. Jahrhundert wurden Dampfpressen eingesetzt um Teile der Kerzenständer aus einem Messingblatt zu stanzen. Gestanzte Ware war um vieles günstiger und deshalb sind sowohl die Herstellung als auch der Verkauf erheblich angewachsen. Davon ausgehend, dass jeder Haushalt mehr als einen Kerzenständer besaß, bedeutet dies, dass viele gregorianische und viktorianische Exemplare erhalten sind. Diese massenproduzierten Kerzenständer, im Gegensatz zu den gegossenen Exemplaren, sind leichter und ihre Details sind normalerweise weniger ausgearbeitet.

Neben Messing und Silber wurden Kerzenständer über die Jahre in vielen verschiedenen Materialien produziert. Glas, Holz, Zinn, versilbertes Kupfer, Bronze, bearbeitetes Eisen, Blech, Tonware und Porzellan sind nur einige der verwendeten Materialien. Obwohl Messing, Silber und versilberte Kerzenständer das Licht besser reflektieren, besonders, wenn sie gut poliert sind, eignen sich andere Materialien besser um mit interessanten Formen und Design zu experimentieren.

Glas zum Beispiel war ein geläufiges Medium um hochwertig dekorative Kerzenständer und -leuchter zu kreieren. Die wohl begehrtesten Stücke sind delphinförmige Stücke, welche besonders von der „American New England Glass Company“ und der „Boston und Sandwich Glass Company“ hergestellt wurden. Authentische Beispiele dieser glasgepressten Kerzenständer sind extrem selten.

Keramik ist ein weiteres Material, welches viele Möglichkeiten für Sammler bietet. Kerzenhalter wurden aus allem möglichen gemacht von einfachster Tonware bis hin zum feinen Meissener Porzellan.

Früher oder später verzweigt sich jeder Sammler von Kerzenständern auch in Kerzenzubehör. Unter den berühmten Stücken sind Kerzenformen und Kerzenboxen. Bis moderne Materialien wie Paraffin in den 1830er Jahren bekannt wurden, nutzte man Bienenwax, Talg, Myrtenwachs und Permaceti, Öl eines Pottwals als kostbare Rohstoffe um Kerzen herzustellen. Bis zum 20. Jahrhundert wurden die Kerzen in Boxen und großen Leinentruhen mit besonderen Kerzenfächern verstaut um diese vor Mäusen zu schützen. Dies traf auch auf Kerzenstümpfe zu, die gesammelt wurden um wieder verwendet zu werden. Kerzenboxen waren größtenteils aus Holz, Blech oder Messing gefertigt.

Dochtscheren sind ebenfalls Sammlerstücke, doch sie scheinen weniger attraktiv für ernsthafte Aficionados. Dochtscheren sind scherenförmige Werkzeuge mit einer montierten Box an der Klinge um qualmende Dochte zu trimmen. Talgkerzen hatten normalerweise einen sehr dicken Docht und produzierten einen unangenehmen Geruch. Deshalb waren Dochtscheren eine Notwendigkeit im Alltag mit Talgkerzen. Viele Kerzenständer wurden mit passenden Dochtscheren und einem Servierblech designt und als Set angeboten. Auf Grund von Verbesserungen in der Wachs- und Dochtverarbeitung kamen diese allerdings mit der Viktorianischen Zeit aus der Mode. Neben der Dochtschere gab es zwei weitere Kerzen-Lösch-Vorrichtungen: ein “Douter“ und ein Kerzenlöscher. “Douter“ ist eine fehlerhafte Ableitung von <do out>, einem alten englischen Ausdruck um eine Kerze zu löschen. Es war ebenfalls in der Form einer Schere designt, hatte aber ein Paar Disketten statt Klingen um den Docht zu spannen.

Abschließend möchte ich ein weiteres, besonderes Kerzenornament, die Kerzenlaterne, auflisten. Kerzenlaternen wurden als Außenbeleuchtung benutzt. Sie waren in vielen verschiedenen Formen – quadratisch, rechteckig, zylindrisch und dreieckig – gestaltet. Gerade weil diese Formen seltener zu finden sind, gelten sie als sehr wertvoll. Durchlöcherte Blechlaternen gaben weniger Licht weil die Löcher sehr klein waren. Allerdings sind diese auch die dekorativsten, da sie interessante Muster widerspiegeln und beleuchtet einen ähnlichen Effekt wie ein Sternenhimmel erzielen.

Umhüllt von einem Metallmantel erzeugen Glaslaternen die beste Beleuchtung. Die zweitbeste Beleuchtung erzeugen Laternen in denen Fenster aus durchsichtigem Isinglas, einem halbtransparenten Material aus Frauenglas und Fischblasen, produziert werden. Die meisten Laternen mit Fenstern haben Klapptüren aber in einigen Designs waren die Glasfenster selbst hängend. Unbewegliche Gitterstäbe, verdrahtete Eimerhenkel und frei schwingende Querstäbe dienten als Henkel oder Griffe. In der Regel gab es eine Kerze pro Laterne. Dennoch gab es Laternen mit zwei und sogar vier Kerzen.

Interessante Beispiele für Kerzenständer und Kerzen-Paraphernalia sind auf Märkten zu finden. Dort werden interessierte Sammler fündig, können kaufen und verkaufen und mit anderen Sammlern eine Vielzahl von Informationen über Gestaltung und Stil in anderen Ländern austauschen. Oft hört man interessante Geschichten und wird in Konversationen über längst vergangene Zeiten verstrickt.