Kurze Einführung in die Emaillierarten für Metallwaren

15 Dec 2011

Von Sharen Custer, 62days Expertin

Heutzutage sind emaillierte Antiquitäten oft Sammlerware. Für alle, die solche Antiquitäten kaufen oder verkaufen möchten, gibt unser praktischer Ratgeber Hilfestellung, wie man Alter, Ära, Herkunft und Stil der Stücke bewertet.

Die Ursprünge des Metallemaillieren sind sehr alt, auch wenn die Grundtechniken sich wenig geändert haben seit den Anfängen. Grundsätzlich ist das Emaillieren von Metall eine Fusion von pulverisiertem Glas mit einer metallenen Oberfläche. Dies kann ein Edelmetall sein, wie Gold oder Silber, oder ein Basismetall wie Kupfer oder Bronze. Diese Grundmethode zum Dekorieren von Objekten hat im Laufe der Geschichte verschiedene Varianten angenommen.

Cloisonné

Bei dieser Technik werden dünne Metallstreifen auf die Metallunterlage befestigt, so daß sie kleine Zellen oder Abteile bilden, die das Emaille beinhalten (cloisons bedeutet Zellen in Französisch). Diese Zellen wurden mit einer feinen pulverigen Glaspaste gefüllt, die dann im Hochofen gebrannt wird und mit dem Metalluntergrund verschmilzt. Wenn das Glaspulver schmilzt,schrumpft es, und beim Auskühlen zieht es sich zusammen. Danach wird mehr Pulver aufgetragen und erneut gebrannt. Dieser Prozess wird sooft wiederholt, bis das Emaille bündig abschließt, anschließend wird die Oberfläche poliert.

Die frühesten cloisonné Artefakte wurden in Zypern gefunden und datieren zurück bis ins 13te Jahrhundert vor Christus. Diese Technik war bekannt und weit verbreitet unter den Alten Griechen, Kelten, Römern und später den Byzantinern.

Im Fernen Osten war cloisonné besonders in China beliebt, wo es etwas später entwickelt wurden, ab dem frühen 15ten Jahrhundert. Die beliebtesten und gefragtesten frühen Emaillierten Objekte wurden während der Regentschaft des Mingkaisers Xuande (1425-1435) entworfen. In der Tat ist es so, daß heutzutage cloisonné Emaille in erster Linie mit China in Verbindung gebracht wird, aufgrund der reichen Vielfalt an dort gefertigten Produkten, sowohl für den einheimischen Markt, als auch für den Export nach Europa. Sie produzierten eine weite Fülle an Messing- und Bronzegefäßen und Figuren, dekoriert mit cloisonné Emaille. Diese reichten von kleinen Weintassen, Schalen, Vasen und Dosen über Pinseln, Pinselbänken, Plaketten und Briefbeschwerern bis hin zu Schmuck und religiösen und dekorativen Mensch- und Tierfiguren.

Champlevé

Bei dieser Technik wird die Metalloberfläche bearbeitet mit Einschnitten und Hammerschlag, um Felder zu schaffen, in die das Glaspulver gefüllt werden kann. Die Stücke werden dann gebrannt, das Glas wird flüssig und wenn es abkühlt, verbindet es sich mit dem Metall.

Die frühesten Champlevé Emailles sind die keltischen Kleidungsornamente und Schmuck aus der römischen Epoche. Der Prozess wurde später von den mittelalterlichen Handwerkern im 11ten bis 14ten Jahrhundert angewendet. Im 12ten Jahrhundert wurden Champlevé Emaille häufig in Limoges genutzt, was eine feste Emaille Tradition in der Stadt startete. Die Handwerker hoben den Emaille Effekt hervor, indem sie Folien auf der Rückseite anbrachten. Gold wurde verwendet um warme Töne zu erlangen, Silber für kalte Schattierungen.

Körperemaille, émail en ronde bosse

Dies ist eine sehr unübliche Emailletechnik. Sie wurde zuerst in der altgriechischen und etruskischen Schmuckherstellung genutzt. In dieser Methode wird Emaille erst auf Figuren aufgetragen, die erhaben ausgearbeitet sind, oder auf voll ausgebildete Skulpturen. Während der Renaissance, Hochrenaissance und dem Barock war dies eine der Haupttechniken in der Schmuckherstellung. Alle Arten von Schmuck, wie Broschen, Anhänger, Ketten, Ringe und Ohrringe wurden verschwenderisch ausgearbeitet und in Gold gegossen, emailliert und mit ungeschliffenen oder grobgeschliffenen Diamanten und Edelsteinen besetzt und mit Perlen veredelt. Solcher Schmuck wurde nicht von einem einzelnen Handwerker gefertigt, vielmehr war eine ganze Gruppe an Fachleuten beteiligt, inklusive Goldschmieden, Edelsteinschleifer, Gravierer und Emaillierer. Antwerpen und Mailand wurden die beiden Zentren der Herstellung und andere wichtige Städte waren Augsburg, Prag, Paris und Florenz.

Grubenrelief – Basse taille

Diese Technik ist verwandt mit der Champlevé Emaillierung. Es wurde im späten 12ten Jahrhundert eingeführt und wurde in Europa verwendet. In diesem Prozess wird ein vertieftes Design in die Metalloberfläche eingraviert oder geschnitzt und dann mit einem durchscheinenden Emaille bedeckt. Durch die unterschiedliche Schattierung entsteht der Eindruck eines skulpturierten Reliefs. Der verwendete Metallträger bei dieser Technik ist in der Regel Gold oder Silber.

Fensteremaille

Dies ist eine Weiterentwicklung der Cloisonné Technik , die erstmals im 14ten Jahrhundert verwendet wurde, und dann im späten Viktorianischen Zeitalter und im Jugendstil des frühen 20ten Jahrhunderts wieder aufkam. Diese Methode erzielt einen Effekt wie ein Miniatur Bleiglasfenster, da es dem Licht erlaubt, durch das durchlässige Emaille zu scheinen. Es wird genau wie das Cloisonné Emaille gemacht, aber der Metalluntergrund wird nach Beendigung entfernt, so daß nur ein skeletales Drahtgestellt überbleibt, mit buntem, lichtdurchlässigem Glas gefüllt. Im 19ten Jahrhundert wurden auf diese Art emaillierte Löffel, Tassen, Schüssel und Teller in Frankreich, Schweden und Rußland hergestellt. Viel des Jugendstil Schmucks wurde auf diese Art gefertigt, von Machern wie Rene Lalique, Henri Vever und Georges Fouquet.

Maschinengedrechselte Oberflächen oder Guilloche Emaille

Ab Mitte des 18ten Jahrhunderts wurde eine neue Technik angewandt um Schnupftabakdosen und andere kleine Objekte zu dekorieren, die eine neue ansprechende Emaille Effekte produzierte. Die Oberfläche wurde gewellt, indem mithilfe einer Graviermaschine ein gemusterter Untergrund geschaffen wurde. Wenn dieser mit Glimmer belegt wurden, entstand ein schimmernder Effekt. Diese Emaille Technik wurde um 1900 sehr gefragt und die Werkstätten von Carl Fabergé fertigten einige ihrer bestbekannten Stücke mit dieser Methode.

Freies Emaille

Diese Emailletechnik ist eine Dekoration auf relative großen Goldoberflächen. Das Emaille fließt auf der Oberfläche des Metalls und kreiert eine eigene Schicht, anstatt einzelne und eingravierte Zellen zu befallen. Dies ist einer der schwierigsten Emailliermethoden und war besonders populär Mitte des 18ten Jahrhunderts in Paris.

Gemaltes Emaille

Dies ist eine Technik freier Malerei auf kleinen oder großen Oberflächen, bei der Emaille wie Ölfarben verwendet wird. Original kam diese Methode in Limoges im späten 15ten Jahrhundert auf. Die früheste angewandte Methode produzierte Abstufungen von Weiß bis Grau auf sehr dunklem Untergrund, auch bekannt als grisaille Palette. Ursprünglich wurde es angewandt um Kamee artige Figuren und Portraits auf Boxen, Dosen, Geschirr, Tassen, Becher und Schüsseln zu kreieren. Schwarz oder dunkelfarbiges Emaille wurde auf eine Metalloberfläche aufgetragen und gebrannt. Dann wurde die Oberfläche bemalt mit einem opaken weißen Emaille, das dann stellenweise abgerieben und ausgedünnt wurde, um einen schattigen Effekt zu erreichen. Später raus wurden mehr Farben ergänzt und Goldblattung benutzt um die Dekoration hervorzuheben.

Im Mittelalter war es üblich, daß die Emaillekenntnisse innerhalb der Familie blieben, wo alle Familienmitglieder gemeinsam an der Produktion arbeiteten. Dies führte zu einem starken Konkurrenzkampf zwischen den Herstellern. Daraus folgend sind Limoges Emailles in erster Linie unter ihren Familiennamen bekannt – die berühmtesten sind Penicaud, Nouaillier, Reymond, Limousin, Court, Laudin and Courtry. Ab zirka 1530 verbreitete es sich, daß die Stücke signiert wurden entweder mit Unterschrift oder mit einer Punzierung. Obwohl bemaltes Emaille auch in Italien und Spanien produziert wurden, war Limoges bis zum frühen 17ten Jahrhundert das vorherrschende Zentrum dieser Kunst.

Zum Ende des 15ten Jahrhunderts wurden die technischen Probleme beim Malen in farbigem Emaille langsam behoben. Große Fortschritte in der Technik wurden im 16ten Jahrhundert errungen und mit Beginn des 17ten Jahrhundert wurden Emailles mehrfarbig direkt auf den Metalluntergrund gemalt. Zu dieser Zeit erreichte diese Technik auch China durch Handel und Missionare und chinesische Handwerker starteten die Produktion von hochqualitativem Emaille in grosser Stückzahl in Canton. Bis zum heutigen Tag sind diese bekannt als Canton Emaille und sie wurden hauptsächlich in famille rose Farbpalette gemalt.

Im nächsten Artikel werden wir uns näher mit dem englischen Emaille befassen und da speziell mit den unter Sammlern höchst gefragten Emailleboxen.