Die Geschichte Cartiers (Teil 1)

19 Apr 2011

Wir alle sind vertraut mit dem Label “les Must de Cartier”, das berühmt wurde Anfang 1972 durch Zeitungen, Fernseh und Magazinwerbung.

Es war ein weltweites Marketing Phänomen, ein Konzept das den Verkauf von Luxusartikel wie Schmuck, Uhren und Geschenke wie exquisite Schreibstifte für eine größere, jüngere und weitgereiste internationale Gesellschaft öffnete, eine Gesellschaft im Wandel seit 1950.

Es bestimmte einen eleganten und erstrebenswerten Stil und kreierte die Idee des Must Haves, eine Auswahl an Artikeln, die erschwinglicher waren und nicht nur für die Adligen, Reichen und Elitären die zuvor die Hauptkunden waren, die durch Cartier’s Türen traten. Dies war nicht das erste Mal seit Beginn des Unternehmens in 1847, daß Cartier Innovation zeigte, um seine Marke voran zu treiben.

Gegründet von Louis-François Cartier (1819-1904), das erste Geschäft in der Rue Montorgueil in Paris, doch schon bald aus den Räumlichkeiten rausgewachsen und erstmals umgezogen in ein neues Geschäft in 1853, dann wieder in 1859, diesmal in beste Lage, um besser gelegen zu sein für die immer größer werdende adlige und sehr reiche Klientel, wie Kaiserin Eugenée und Prinzessin Mathilde Bonaparte, erst kürzlich aus St. Petersburg zurückgekommen nach einer gescheiterten Ehe mit dem russischen Prinzen Demidov de San Donato.

Während dieser Zeit wird in den Inventarlisten und Bestellbüchern das erste Mal erwähnt, daß das Metall Platinum verwendet wird. Erst über dreißig Jahre später in 1899 verwenden Juweliere Platinum für die feinen Garland Style Fassungen, die in Mode kamen und noch heute vielgefragt sind. Leider haben keine Zeichnungen des Schmucks dieser Zeit bis heute in den Inventarlisten überlebt, aber es gibt noch Beschreibungen. Die Zeichnungen von Bestellungen und von Inventar die noch heute in den Cartier Archiven liegen sind erst ab 1900. Ein anderer Grund warum es schwierig ist die frühen Werke Cartiers zu identifizieren ist, daß sie meist unmarkiert sind. Die Stempel von Herstellern und Kunsthandwerkern wurden in die staatlich kontrollierte „Garantie“ aufgenommen und es war die einzige Identifikation, wer ein bestimmtes Schmuckstück produziert hatte. Cartier hatte seinen ersten Stempel in 1846, eine Herzass innerhalb einer Raute beschreibend. Die Schmuckstücke die im 19. Jahrhundert von ihnen gefertigt wurden oder von ihnen in Auftrag gegeben wurden sind selten identifizierbar, da nur impossante Stücke, die beispielsweise auf Weltausstellungen gezeigt wurden, signiert waren.

Rein aus technischen Gründen war die für Schmuck genutzte Gold und Silber Legierung auf 14 Karat Gold basierend, was nicht zulässig war. Daher zogen es Juweliere vor, ihre Bestellungen weder zu stempeln noch zu signieren, und da der Schmuck in der Regel direkt von der Werkstatt an den Käufer überging, konnten sie so die staatliche Kontrolle umgehen. Cartier begann in den frühen 1860ern ihre Silberartikel zu signieren, wohingegen Schmuck nicht vor 1899 signiert wurde, als sie in die Rue de La Paix umzogen.

Bemerkenswert ist auch der vielfältige Lagerbestand im Geschäft; von Miniaturen, Fächern, Bronzebüsten, Wedgwood Medaillons, Elfenbein Statuen, Silberwaren bis ins 18te Jahrhundert zurückreichend, Sèvres Porzellan, einfachen silbernen Objekten und Sammlerobjekten wie Feuerzeugen, Zigarrenabschneidern und andere Arten von Rauchzubehör, goldenen Bonbonnieren, silber-vergoldeten und goldenen Schnupfdosen im Stil Ludwig XVI, bis hin zu dem vielfältigen Allerlei eines Antiquitätenhändlers.

In Frankreich, wie auch in anderen Teilen Europas formten seit dem Mittelalter drei verschiedene Berufsgruppen die Berufssparte, welche die Juweliere belieferte: Der Goldschmied, der Silber und Gold Gefäße herstellte, der Juwelier der mit Edelsteinen arbeiteteund der Schmuck-Goldschmied, der Gold und Email Schmuck sowie Schnupfdosen herstellte.

Diese Werkstätten waren über ganz Paris verteilt. Sie produzierten und lieferten jeglichen Schmuck für die Geschäfte. Bis zum Ende des Jahrhunderts und dem Umzug in die Rue De La Paix war Cartier in erster Linie ein Einzelhändler für Schmuck, feine Antiquitäten und Kunstobjekte, die sie von einer Fülle von Werkstätten, Herstellern und Händlern ankaufen. So ist es beispielsweise bekannt, daß Cartier schon 1887 fünf Vogelbrochen von Lalique angekauft hatte, die in seinem Geschäft verkauft wurden.

Das Haus Cartier unterhielt auch eine Freundschaft mit Fabergé, ursprünglich durch die  vornehme russische Klientel, die ihm mehrere in St. Petersburg gekaufte Artikel zeigte, und nachdem er eine private Ausstellung von juwelenbesetzen Eiern und kleinen Objekten besucht hatte, ging Cartier selbst nach St. Petersburg und gab Arbeiten in Auftrag, die in den Fabergé Werkstätten hergestellt und im Pariser Geschäft verkauft werden sollten. Erst viel später öffnete er seinen eigenes Geschäft in St. Petersburg.

Cartier hatte auch ein Büro gegenüber des Geschäftes, wo er private Geschäfte tätigte, private Verkäufe von royalem Schmuck vermittelte oder auch Stücke ankaufte, die er entweder in seinem Geschäft weiterverkaufte, oder die Steine rausnahm, um die Steine lose an seine Kunden zu verkaufen oder in neue Schmuckstücke zu fassen. Stetig wandelte sich die Nachfrage der Kunden, was dazu führte, daß Cartier sich immer mehr auf die Reparatur und Veredelung von Juwelen spezialisierte und von da weiter zum Entwerfen und Fertigen von Schmuckstücken, mit Werkstätten die exklusiv für Cartier arbeiteten, bis in 1917 eine eigene Werkstatt im Geschäft geöffnet wurde.


Wie Sie sehen können, die frühe Geschichte von Cartier scheint sehr unterschiedlich zum heutigen Begriff von Cartier als ein Hersteller für exquisiten Schmuck und Uhren. Die Firma handelte in einem weiten Feld der feinsten Objekte für den Luxusmarkt.

In den nächsten Artikeln werden wir uns näher mit den verschiedenen Arten von Cartier Schmuck befassen, mit dem Identifizieren und Sammeln von Cartier Stücken und mit der späteren Geschichte der Firma.